Baden-Württemberg 4.0: der ganz große Wurf

schwarze Bühne mit vier weißen Stehtischen und sechs dahinter stehenden Personen, der Moderator steht rechts daneben, von rechts nach links: Marvin Baldauf, Behörden Spiegel, Margarete Jagusch, RegMo-Koordinatorin des Landes Baden-Württemberg, Manuel Brückner, Referent des Städtetages Baden-Württemberg, Dr. Georg Dinter, Produktportfoliomanager der Komm.ONE, Thomas Wehr, Registermodernisierungs-Experte von adesso, Florian Haenes von KPMG und Stefan Stiel von Seven Principles

Wie kann es gelingen der Digitalisierung Herr, ja sogar Meister darin zu werden? Der Kongress Baden-Württemberg 4.0 bediente sich bei der Beantwortung dieser Frage in diesem Jahr Handball-Metaphern. „Das nächste Tor fest im Blick“ lautete das Motto 2025. In Gesprächen und Vorträgen spielten sich die geladenen Expertinnen und Experten die Bälle zu, darunter auch drei „Spielmacher“ der Komm.ONE.

Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft und Politik standen morgens quer durch die Lobby des Maritim Hotels Schlange, um sich anzumelden. Im großen Saal des Stuttgarter Hotels waren die Reihen um 9 Uhr gut gefüllt. Die Eröffnungsrede hielt in diesem Jahr Philipp Zinkgräf, Abteilungsleiter IT, E-Goverment und Verwaltungsdigitalisierung im Innenministerium von Baden-Württemberg. Er brachte fünf Voraussetzungen „ins Spiel“, die es für eine erfolgreiche Transformation braucht: genügend finanzielle Ausstattung, Teamwork, Standardisierung, das richtige Mindset und Bündelungen.

Teamwork bestimmte auch das Programm in diesem Jahr. Auf vielfachen Wunsch gab es weniger Einzelvorträge und dafür mehr Diskussionsrunden. Das erste Gespräch des Tages führte der stellvertretende Chefredakteur des Behörden Spiegels Guido Gehrt mit Sabine Meigel (Leiterin, Amt für Digitalisierung und IT, Stadt Konstanz), Carsten Gabbert (Regierungspräsident, Regierungsbezirk Freiburg), Jan Lindenmair (Head of Public Sector and Health, evia consulting) und Christoph Schnorrenberger (Centerleiter Innovation, Geschäftsfeldentwicklung und Beratung Digitale Transformation bei der Komm.ONE) zum Thema: „Digitale Kommune“. 

Saal des Maritim Hotels, Blick vom Publikum auf die Bühne, von rechts nach links: Guido Gehrt (Chefredakteur des Behörden Spiegels), Sabine Meigel (Leiterin, Amt für Digitalisierung und IT, Stadt Konstanz), Carsten Gabbert (Regierungspräsident, Regierungsbezirk Freiburg), Jan Lindenmair (Head of Public Sector and Health, evia consulting) und Christoph Schnorrenberger (Centerleiter Innovation, Geschäftsfeldentwicklung und Beratung Digitale Transformation bei der Komm.ONE)

Die heterogene IT-Landschaft in Deutschland kam hier das erste Mal zur Sprache, aber nicht zum letzten Mal an diesem warmen Juli-Tag. Forderungen nach mehr Schulterschluss und Bündelung der Kräfte, gab es ebenfalls so einige. Man brauche das Rad doch nicht ständig neu erfinden. „Grundsätzlich müssen wir viel mehr gemeinsam machen,“ sagte auch Christoph Schnorrenberger. Darauf baut unter anderem die neue Plattform Komm.UNITY auf, die den Kommunen in Zukunft einen Marktplatz für digitale Lösungen und Möglichkeiten zum Austausch bieten soll. Am Mindset mangelt es laut Schnorrenberger dabei nicht. Er attestierte den Kommunen insgesamt eine extrem hohe Motivation, sich zu digitalisieren. 

Aber bei aller Aufgeschlossenheit für Neues: nichts ist so alt wie die Innovation von gestern. Christoph Schnorrenberger gab zu bedenken, wie wichtig es ist, die Dinge immer wieder zu hinterfragen. „Wir können nicht etwas aufbauen und das bleibt dann die nächsten zehn Jahre so.“ Er nannte in diesem Zusammenhang vor allem das Beispiel Künstliche Intelligenz. „Die Realität verändert sich aktuell sehr schnell.“

Andreas Neumann spricht zum Publikum, Ulrich Burscheid steht neben ihm an einem Stehtisch

Das beweist auch der derzeit viel diskutierte Begriff Souveränität. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit eher ein Expertenthema, bewegt er heute angesichts der weltpolitischen Lage eine breitere Öffentlichkeit. Diese Entwicklung griff das Fachforum zur digitalen Resilienz auf. Andreas Neumann (Centerleiter Integration-, Security- und Application Management bei der Komm.ONE) informierte gemeinsam mit den Partnern 1&1 Versatel (Ulrich Burscheid, Stefan Hinze) und Myra Security (Andreas Wendl) das interessierte Fach-Publikum, was die Komm.ONE hier bereits für die Kommunen leistet, darunter einen zentralen IT-Servicebetrieb in souveränen Rechenzentren. Zudem brachte Neumann den Eigenbetrieb des zertifizierten Kommunalen Verwaltungsnetzwerks in Baden-Württemberg zur Sprache, mit eigenen Komponenten und einer eigenen Verschlüsselungsschutzschicht: „Wenn man Teilnehmer des Kommunalen Verwaltungsnetzwerks ist, hat man schon ein hohes Schutzlevel.“

Der Centerleiter nannte in Sachen sichere und unabhängige IT-Infrastruktur vor allem die gesteigerte Komplexität als nicht zu unterschätzende Hürde für Kommunen. Gerade für die Kleinen unter ihnen sei diese mitunter gar nicht mehr eigenständig handhabbar und daher ein zentraler Betrieb durch IT-Dienstleister so wichtig, ganz besonders in Zeiten des IT-Fachkräftemangels. 

Um die Registermodernisierung (RegMo) ging es am frühen Nachmittag auf der großen Bühne der Reithalle. Auch hier trieb viele Teilnehmenden unter anderem das Problem der Heterogenität um. Im  Gespräch mit Margarete Jagusch, RegMo-Koordinatorin des Landes Baden-Württemberg, Manuel Brückner, Referent des Städtetages Baden-Württemberg, Dr. Georg Dinter, Produktportfoliomanager der Komm.ONE, Thomas Wehr, Registermodernisierungs-Experte von adesso, Florian Haenes von KPMG, und Stefan Stiel von Seven Principles drehte es sich deshalb auch um die unterschiedlichen existierenden Standards, die Notwendigkeit von Bestandsaufnahmen wie der Registerinventur 1.0 und einer einheitlichen Standardisierung.

Deutlich leichter ist die Umsetzung der RegMo überall dort, wo eine Vereinheitlichung schon stattgefunden hat. Dr. Georg Dinter ermutigte daher zur Nutzung von EfA-Diensten und empfahl, den dezentralen Betrieb von betroffenen Registern zu überprüfen. Besser wäre es, den Betrieb des Registers an einen geeigneten IT-Dienstleister zu übergeben. Dann müsse eine Kommune bei der Registermodernisierung nicht alles selbst machen und die Anbindung wird deutlich einfacher. Sein zweiter Rat: Schon jetzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren, dass die Datensätze stimmen müssen und es keine Abweichungen gibt, wenn beispielsweise ein zweiter Vorname nicht erfasst wurde. „Der Teufel liegt hier im Detail.“

Bereits heute können in den Kommunen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Registermodernisierung einfacher gelingt. Das war zusammengefasst das Ergebnis der Diskussion. Zusätzlich sollten Kommunen die weiteren Kommunikation des Innenministeriums von Baden-Württemberg, der Kommunalen Landesverbände und der Komm.ONE aufmerksam verfolgen, damit die RegMo im Rahmen einer gemeinsamen Roadmap umgesetzt werden kann.